7 11 Dr Karl Placht  199X300

Geschichte der Impfpflicht in Deutschland

Geschichte der Impfpflicht in Deutschland

Ein Beitrag von Dr. Karl Placht, Senioren-Union Leipzig

Am 31. Januar vor 150 Jahren in wurde Hamburg die Impfpflicht gegen Pocken per Gesetz eingeführt. Das konnte ich heute früh (31.01.2022) im MDR Kultur Digital im Beitrag „Blick in die Geschichte“ um 6:15 Uhr hören. Bezeichnender Weise wurden auch Strafen für die, die der Impfpflicht nicht nachkamen, festgesetzt. Nach heutigen Geldwerten entsprachen diese schon 2.000 €.

Dieser Bericht hat mein Interesse geweckt, mich etwas näher mit dieser Problematik zu beschäftigen. Pocken waren seit Jahrhunderten eine Geisel der Menschheit. Immer wieder traten Epidemien auf. Schon im Alten Testament sind Pocken mit ihren Symptomen (z.B. Kön 20,7) beschrieben. In der neueren Zeit traten die Pocken immer wieder auf. So sollen nach Schätzungen im 18. Jahrhundert in Europa jährlich 400.000 Menschen an Pocken gestorben seien. Die Überlebenden waren häufig durch die Narben entstellt bzw. sind erblindet.

Frühere Versuche einer Heilung sind vor allem in England beschrieben, führten aber nicht zum durchschlagenden Erfolg. Der englische Arzt Edward Jenner hat dann unter Anwendung von Kuhpocken 1796 die erste Impfung an einem 8-jährigen Jungen durchgeführt (siehe: „Baylor University Medical Center Proceedings, Dallas Texas Januar 2005). Dieser Junge hat die Prozedur überstanden und wurde geheilt. Damit war ein wesentlicher Schritt zur Ausrottung der Pocken getan.

Auf dem Gebiet Deutschlands führten als erste die Bayern am 26. August im August 1807 die Pockenimpfpflicht ein. Am 31. Januar 1872 führte Hamburg diese ein, nachdem 1871 eine Pockenepidemie ausgebrochen war und etwa 180.000 Menschen daran gestorben waren.

Unter Bismarck wurde dann 1874 das Reichsimpfgesetz erlassen. In der Folge nahm die Pockeninfektion in der deutschen Gesellschaft deutlich ab. 1972 wurde die letzte Pockeninfektion in Deutschland registriert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte schließlich nach fast 200 Jahren im Kampf gegen Pockeninfektionen und auch im Kampf gegen Impfverweigerer am 26. Oktober 1979 die Welt für pockenfrei erklären.

In der Bevölkerung gab es immer wieder Widerstände gegen die Pockenimpfung. Absurde Gerüchte wurden dazu herangezogen. Die sogenannten Querdenker sind also nicht eine Erfindung der gegenwärtigen „Corona Zeit“!

„Es gibt Gerüchte, Impfstoff könnten Menschen verwandeln, z.B. in Kühe (www.ndr.de/Chronologie/Pocken-Polio-Corona-Geschichte-des- Impfens-und-seiner-Gegner,impfen446.html)“

Heute wiederholen sich diese Ansichten in Verbindung mit der gegenwärtigen Corona Pandemie und der Diskussion um eine Impfpflicht. Festzustellen ist, dass es bei allen Impfstoffen, also auch denen gegen eine Coronainfektion, keine 100 %ige Sicherheit gibt. Immer wieder wird die doch geringe Zahl an Impfschäden insbesondere, wenn davon Prominente Personen betroffen sind, so hochgespielt, dass dadurch der Eindruck eines überwältigenden Anteils entsteht.

Im Grundgesetz Artikel 2 Abs. 2 ist die körperliche und gesundheitliche Unversehrtheit des Menschen festgeschrieben. Es ist also unsolidarisch, dass durch die Impfverweigerer andere Menschen angesteckt werden. Leider gibt es auch heutzutage immer noch unter einigen Politikern trotz nachgewiesener Erfolge der Corona-Schutzimpfungen eine Ablehnung der entsprechenden Schutzimpfung. Ich weiß nicht, ob diese Politiker einen Blick in die Vergangenheit machen. Viele ziehen sich dabei hinter der „Freiheit“ des einzelnen Individuums zurück. Vielleicht kennen sie die Definition der Freiheit, die vom Philosophen Hegel stammt, nicht.

Dieser hat die Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit definiert!

Und noch etwas ist zu sagen, schon Konfuzius hat 500 Jahre v. Chr. geäußert (https://beruehmte-zitate.de)

„Studieren Sie die Vergangenheit, wenn Sie die Zukunft definieren würden.“

Dieser Spruch ist von vielen Gelehrten und Politikern bis in unsere Zeit in Variationen immer wieder geäußert worden. Den sollten die Impfverweigerer respektieren.