9 1 Riedel Konrad Dsc 7536 Zuschnitt

Ist das noch Demokratie?

Demokratie und Toleranz

In den Medien häufen sich seit geraumer Zeit Meldungen von Gruppen der Gesellschaft zu solchen Themen wie Gendern, Karl May Bücher, Winnetou, Märchen und auch Aktionen von „Aktivisten“ – „Die letzte Generation“.

Diese Liste lässt sich noch weiterführen. Dazu gehören z.B. auch die Diskussionen um die Völkerschauen des Leipziger Zoos vor mehr als einhundert Jahren, die Umbenennung von Bildern in Museen oder solche Aussagen „Mit Deutschland konnte ich noch nie etwas anfangen“.

Das führt uns zum Nachdenken über Demokratie und auch in diesem Zusammenhang Toleranz.

Es lässt sich der Eindruck nicht vermeiden, dass in vielen Medien (Radio, Fernsehen, Presse und auch sozialen Medien) auf der Suche nach Sensationen diesen Gruppen, die auf alle Fälle Minderheiten in der gesamten Gesellschaft sind, eine Öffentlichkeit gegeben wird, die uns erschaudern lässt. All diesen Gruppen ist eins gemeinsam, sie wollen dem Rest der Gesellschaft (das ist bekanntlich die Mehrheit) vorschreiben, nach ihren Vorstellungen zu leben oder was man lesen bzw. welchen Film man sehen darf.

Die Demokratie lebt von der Vielfalt der Meinungen. Es steht aber fest, dass Gesetze und anderweitige Verordnungen nur mit Mehrheiten beschlossen werden können. Das beweisen die meisten Regierungskoalitionen und die Parlamente in einer demokratischen Staatsordnung. Auch Minderheitsregierungen sind auf Mehrheiten in den Parlamenten angewiesen, wie es z.B. in Thüringen der Fall ist.

Nehmen wir uns das Gendern vor. Der * oder was auch immer die Geschlechtsneutralität zeigen soll, ist eine Erfindung der aller neuesten Zeit. Unsere großen Vorfahren, die der Deutschen Sprache mächtig waren, kannten solche Bezeichnungen nicht. Das waren u. A. Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Karl Marx, Friedrich Engels, Thomas und Heinrich Mann, Victor Klemperer und nicht zu vergessen die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes. In jüngster Vergangenheit lehnten bekannte Persönlichkeiten das „Gendern“ entschieden ab. In Umfragen zum Gendern lehnt auch die große Mehrheit der Befragten das Gendern ab. In einer Umfrage von „infratest dimap“ (19. KW 2021) lehnten immerhin 65 % der Befragten das Gendern mit steigender Tendenz ab. In einer neueren Umfrage von Civey (Ende August) lehnten rund 73 % der Befragten das Gendern im öffentlich rechtlichen Rundfunk ab. Inzwischen beschäftigen sich auch Gerichte bis zum Bundesverfassungsgericht mit diesem Problem.

Wir sind deshalb der Ansicht, dass das Gendern im amtlichen und öffentlichen Gebrauch (Öffentlicher Rundfunk und Fernsehen) der Deutschen Sprache und auch in Schulen überflüssig ist und lehnen deshalb das Gendern grundsätzlich ab.

Es gibt im realen Leben nun einmal sächliche, weibliche und männliche Formen. Die Gleichberechtigung kann unseres Erachtens kaum durch geschlechtsneutrale Ausdrucksformen erreicht werden. Sie muss gelebt werden!

Ähnlich sieht es in der gerade eben aufgekommenen Diskussion um die Indianerfilme bzw. -bücher aus. Karl May war ein Fantasieschriftsteller und hat ganze Generationen mit seinen fantastischen Erzählungen begeistert. Ob er heute noch zeitgemäß ist, mögen manche bezweifeln. Sollen sie – das ist ihr gutes Recht. Karl May und seine Jünger zu verdammen ist jedoch höchst undemokratisch und auch nicht tolerant. Der Winnetou Darsteller Pierre Brice, der in seinem Leben ein Gegner rassistischer Meinungen war, hätte sich wohl kaum als Darsteller für diese Rolle hergegeben, wenn diese Filme unter „rassistisch“ eingeordnet worden wären.

Neuerdings können wir in den Printmedien lesen, dass die Filme „Der kleine Muck“, „Chingachgook – die große Schlange“ und „Die Söhne der großen Bärin“ auch unter „rassistisch“ eingeordnet werden. Wir fragen uns, wann ist das Rotkäppchen Märchen an der Reihe. Schließlich füllt es gemeinsam mit dem Jäger den Bauch des Wolfes mit unsterilen nicht klinisch erprobten Steinen, so dass er im Brunnen tödlich verunglückt. Das ist unter heutigen Ansichten eindeutig Tierquälerei an einer in Deutschland streng geschützten Specie. Wo sind die Tierschützer, die ein solches Vorgehen verurteilen? Wir hoffen, dass sie nicht auf diese Idee kommen. Im sächsischen gibt es ein Sprichwort „Man muss nicht jeden Tag die Sau durch das Dorf treiben“.

Wir vermissen auch den Respekt von Mitgliedern der Bewegung „Letzte Generation“ vor Kulturgütern. Die gehäuften Aktionen vom „Festkleben“ an Rahmen bekannter Gemälde sind nicht zu tolerieren, da sie zu immensen Schäden an den betroffenen Kulturgütern führen. Ähnlich verhält es sich mit den durch diese Gruppe hervorgerufenen Blockaden auf Straßen und Autobahnen. Außer, dass diese Aktionen bekanntlich Nötigungen darstellen, sollten sie zur Kenntnis nehmen, dass durch die Behinderung des fließenden Verkehrs beträchtliche CO2 Emissionen erzeugt werden.

Bedenklich stimmt uns die Tatsache, dass diese Akteure bestimmten Schichten der Gesellschaft entstammen, die eigentlich für logisches Handeln bekannt sein müssten. Außer einer durch die Medien übersteigerten Aufmerksamkeit und Sensationsmeldung erreichen sie nichts.

Im Übrigen haben wir andere gesellschaftliche Problem, die es zu lösen gibt. Wir denken dabei an die bis jetzt ausgesparten Rentner und Geringverdiener, die keine Einkommenssteuer zahlen und somit vom finanziellen Ausgleich für die deutlich gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten bisher ausgeschlossen waren. Daran ändert auch das am vergangenen Wochenende von der Ampel beschlossene 3. Entlastungspaket kaum etwas. Das ist bisher äußerst unsozial.

Wir haben den Eindruck, dass durch das Agieren von Minderheiten durch die benannten Diskussionen von den eigentlichen gegenwärtigen gesellschaftlichen Problemen abgelenkt werden soll. Das verurteilen wir ausdrücklich!

Konrad Riedel Dr. Hähle und Dr. Karl Placht
Vorsitzender Stellvertretende Vorsitzende
der Senioren-Union (SU) in Leipzig